Entlarvendes Bild

 

Der nächste Band der Reihe "einblicke - Kunstgeschichte in Einzelwerken" ist nun in die Korrekturphase eingetreten. Er wird voraussichtlich in etwa drei Wochen (April 2016) lieferbar sein.

Diesmal steht im Vordergrund ein Werk von Jan van Eyck, dem bedeutendsten der so genannten Frühen Niederländer. Er fasziniert Forschung und Besucher seit Jahrzehnten (wenn nicht Jahrhunderten) nachhaltig.

 

Das Bändchen wird traditionell mit einer Einleitung "Über die Betrachtung von Kunst" beginnen. Darin geht es nicht zuletzt um das Verhalten von Museumsbesuchern vor Kunstwerken. U.a. zitiere ich eine Studie aus dem Jahr 2012, nach der ein Betrachter vor einem Kunstwerk im Rahmen einer Ausstellung im Durchschnitt nicht mehr als elf Sekunden vor einem Bild verbringt, und nach eigener Beobachtung füge ich in der Einleitung hinzu, dass von diesen elf Sekunden oder drei Atemzügen mindestens zwei Atemzüge für das Schild neben dem Bild verwendet werden.

 

Kaum hatte ich das geschrieben, stieß ich auf der Website https://bezoekers.brugge.be/.../groeningemuseum-gr... auf dieses Bild:

Das Bild zeigt das typische Verhalten von Museumsbesuchern, in diesem Fall vor eben jener "Madonna des Kanonikus van der Paele" von Jan van Eyck, die Thema des nächsten Bands unserer Reihe ist.

 

Darf ich verraten, was ich in dieser Situation gern tun würde?

 

Erst einmal: Ich würde den Herrschaften Stühle holen, sie mitten vor das Bild stellen und die Herrschaften bitten, Platz zu nehmen.

 

Und dann würde ich das Schild neben dem Bild entfernen.

 

Vielleicht würde es nützen.

 

Was denken Sie?

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Helmut Schagen (Sonntag, 20 August 2017 16:45)

    Sehr geehrter Herr Dr. Dierichs,

    ale ich diesen Beitrag von Ihnen gelesen habe, fühlte ich mich direkt angesprochen. Bis vor ca.7 Jahren habe ich mich genauso verhalten. Immer,wenn eine für mich interessante Ausstellung angekündigt wurde im Raum Düsseldorf, Köln oder auch Frankfurt (ich wohne in Mönchengladbach), bin ich hingefahren. nach einiger Zeit habe ich erkannt, dass ich in diese Ausstellungen nur oberflächlich gesehen habe: viele Bilder, aber keine Erkenntniserweiterung. Daraufhin habe ich bis auf Ausnahmen keine Ausstellung mehr besucht. Anstelle dessen habe ich in der Literatur Aufklärung für meine Fragen zum Verstehen von Bildern gesucht. Dabei hat mir zuerst das Buch: Geschichte der Kunst von Gombrich sehr geholfen. Ausserdem beschaffte ich mir immer die Kataloge der Ausstellungen, kam dann über Methoden der Kunstgeschichte zu spezielleren Textbeiträgen. Sehr informativ und weiterführend war die Reihe Kunsstücke (hrsg. Klaus Herding im Fischer Verlag), die sich mit Einzelwerken auseinandersetzte. Leider wurde sie eingestellt.
    Als ich nun über die Schlagworte "Imdahl und Ikonik" auf Ihre Seite fand, wurde mir sehr schnell klar, hier Überlegungen, Anregungen und Unterrichtungen in klar verständlicher Sprache vorzufinden. Bei etlichen Aussage der Kunsthistoriker war ich im Zweifel: habe ich das jetzt richtig verstanden? Zu diesem Verständnis haben Sie mit ihren Ausführungen sehr geholfen. Dafür ganz herzlichen Dank!
    Als sie Ihre vorabveröffentlichung zu "ohne Brille sieht man besser" geschrieben haben,
    musste ich ihr Buch kaufen, um weiterlesen zu können. Ich wurde nicht enttäuscht.
    Mit freundlichen Grüssen
    Helmu Schagen

  • #2

    Helmut Schagen (Sonntag, 20 August 2017 16:49)

    Sehr geehret Herr Dr. Diedrichs,

    In meinem Kommentar habe ich Ihren Namen falsch geschrieben.
    Ich bitte um Entschuldigung.
    Helmut Schagen